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Die Geschichte der Kirche St. Mariä Himmelfahrt Fernthal

Die St. Mariä Himmelfahrts-Kirche ist das dritte Gotteshaus, das im Laufe der Jahrhunderte auf der sogenannten „Dreischläger Höhe“ erstancl. Als Nachfolgerin eines Bildstocks, wovon die Sage über Dreischläg“ aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges berichtet, ist dann laut einer Notiz im Neustädter Pfarrarchiv eine erste Kapelle zu nennen, die 1683 als Stiftung des Sendschöffen Hans-Peter und seiner Brüder aus Neschen errichtet wurde. Die Stifter bestimmten, dass am Tage der Heimsuchung und Präsentation unserer Iieben Frawen ehe auf Magdalenentag mess gehalten werden solle“. Bei dieser Gebetsstätte handelte es sich um eine kleine Holzkapelle, denn im Etscheider Kapellenbuch von 1698 ist zu lesen, dass die erste Etscheider Kapelle „. . .gebaut aus einem Holzwerk, auch jetzo ahn den DreyschIägen steht,“.

Im Jahre 1831 war diese Holzkapelle, in der man sich zum gemeinsamen Beten des Rosenkranzes traf, baufällig und sollte deshalb abgerissen werden. An ihrer Stelle wollte man wieder einen Bildstock errichten. Dieser Plan kam aber nicht zur Ausführung, dennoch wurde die Kapelle für gottesdienstliche Zwecke längere Zeit nicht genutzt. Schließlich wurde das Gotteshaus dann doch 1B57 niedergelegt. Der Wunsch nach einer neuen Kapelle war in Fernthal recht ausgeprägt, war doch der Weg zum Pfarrort Neustadt beschwerlich und weit. Eine neue Kapelle aus Stein wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite gebaut und am 11. Oktober 1B58 zusammen mit einer neuen Glocke von Dechant Johann-Adam Arenz aus Horhausen benediziert.

Die alte Fernthaler Kapelle um 1900

Da die Fernthaler Kapelle sich wegen der stetig wachsenden Bevölkerung bald als zu klein erwies, gab man ihr später einen Vorbau aus Holz.

Diese, um 1910 geschaffene Ansichtskarte, zeigt die baufällige Kapclle rrit dem hölzernen Vorbau und dem bereits angelieferten Baumaterial für den Bau der neuen Kirche.

Beschränkte Raumverhältnisse, baulicher Zustand, das Anwachsen der Bevölkerung und damit der vielen Kirchgänger, ließen 50 Jahre später den Plan eines größeren Neubaus reifen. Versuche der Gläubigen aus dem Raume Rahms, die Kirche in die Nähe von Gerhardshahn zu bauen, um sie so zum Mittelpunkt eines größeren Bereiches zu machen, scheiterten und man entschied sich in etwa für den bisherigen Standort.
(Rahms erhielt 1938 eine eigene Kapelle, die am 6. November 1938 von Pastor Wilhelm Butz geweiht wurde.)

Doch als es um die Beschaffung eines passenden Grundstücks ging, gab es noch eine kleine amüsante Vorgeschichte. Die Wahl fiel schnell auf ein großes Grundstück an der Straße nach Neustadt in unmittelbarer Nähe der alten Kapelle, welches sich im Besitz des Anton Manroth aus Borscheid befand. Laut Alois Reuschenbach aus Dasbach, dessen Großvater Matthias im ersten Vorstand des Kapellenbauvereins war, endete die Verhandlung mit dem Grundstückeigentümer nach einigen Missverständnissen letztendlich doch positiv. Was war geschehen?
Eine Abordnung des Kapellenbauvorstandes fragte bei Anton Manroth an, ob besagtes Grundstück zu verkaufen sei. Diese einfache Frage wurde mit einem noch einfacheren „Nein“ beantwortet und die Delegierten zogen ohne weitere Fragen zu stellen enttäuscht von dannen. Jetzt war guter Rat teuer. Matthias Reuschenbach. der mit Anton Manroth befreundet war und wusste, dass ihm oft der Schalk im Nacken saß, sprach nochmals unter vier Augen bei ihm in Borscheid vor. Mit lustigem Augenzwinkern lehnte Manroth erneut einen Verkauf des Grundstücks mit folgender Begründung ab:
„Verkaufen will ich nicht, aber ich verschenke das Grundstück zum Bau der Kirche“ Damit war die größte Hürde genommen und es wurden sicherlich auch ein paar Gläschen Doppelwacholder getrunken.

Nach einer Eintragung vom 27. Mai 1909 im Protokoll des Neustädter Kirchenvorstandes hat „der Landwirt und Bergmann Anton Manroth zu Borscheid das ihm gehörende Grundstück, Gemeinde Bertenau Flur 21 Nr.594/280 in einer Größe von 28 ar 24 qm, bisher Ödland im Werte von ungefähr 20 Mark, unentgeltlich an den Fonds der Kapelle Dreischlägen zu Fernthal abgetreten. Das Grundstück soll als Bauplatz für eine neue Kirche zu Dreischlägen und als Kirchplatz dienen. Der Schenkgeber Manroth hat bereits am 27. Oktober 1908 die Auflassung im Grundbuch erteilt“. Weiter wird hierzu berichtet: “Die Kapelle Dreischlägen bei Fernthal, in welcher seit dem Februar I908 Sonn- und Feiertagsgottesdienst eingerichtet ist, genügt nicht, um auch nur einen kleinen Bruchteil der Kirchenbesucher aufzunehmen. Aus technischen Gründen erscheint auch eine Vergrößerung der bestehenden Kapelle durch An- und Umbau nicht zweckmäßig. Es ist daher notwendig, dass eine neue Kirche gebaut wird.“

Während vordem jeweils an einem Montag Gottesdienst in Fernthal stattfand, wurde dieser wie oben erwähnt, dann ab 1908 sonntags gehalten. Hierzu ließ Pfarrer Thomas Kappes am 2. Februar 1908 durch Kaplan Joseph Lallmann verkünden:
„Von heute ab wird an allen Sonn- und Feiertagen auch in der Kapelle Dreischlägen eine hl. Messe gehalten und zwar zur gleichen Zeit wie das Hochamt in der Pfarrkirche zu Neustadt. (Sicherlich durch den jeweiligen Kaplan). Sämtliche Schulkinder, welche die Schule in Fernthal besuchen, auch die aus Hombachsmühle und Steinshof, sind verpflichtet, den Sonn- und Feiertagsgottesdienst in Dreischlägen zu besuchen!“

Um die finanzielle Absicherung des geplanten Kirchenbaus zu gewährleisten war bereits am 9. Januar 1909 ein „Kapellenbauverein Dreischlägen“ gegründet und am 30. April 1909 beim Königlichen Amtsgericht Asbach ins Vereinsregister eingetragen worden.

Auszug aus dem Vereinsbuch des Kirchbau-Vereins Dreischläg e. V. Fernthal 1909

Eigenhändig beim Ortsgerichtsvorsteher Dinspel unterzeichnet wurde die Eintragung des „Kirchbau-Vereins Dreischlägen und der oberen Gemeinde Bertenau“ von Pfarrer Thomas Kappes aus Neustadt/Wied; Goswin Klein, Ackerer in Grübelshof; Lehrer Becker in Fernthal; Hermann Eulenbach II, Ackerer in Neschen; Johann Dinspel, Ackerer in Borscheid; Matthias Reuschenbach, Ackerer u. Schreiner in Dasbach; Friedrich-Wilhelm Neumann, Ackerer u. Schäfer in Hombach.

Der Kapellenbauverein sorgte so für das Startkapital des Kirchbaus, bei dem die Mitglieder monatlich 50 Pfennige an Beitrag zahlten. Die entsprechenden Beitragsmarken wurden in ein Vereinsbuch eingeklebt.

Eine Haussammlung in der Kapellengemeinde erbrachte eine weitere ansehnliche Summe. Der Rest für den Kirchbau in Höhe von 6.000 Mark lieh sich der Verein. Doch bis der Bruchsteinbau errichtet werden konnte, mussten jedoch noch einige Hürden überwunden werden.

Wohl wenige Gemeinden haben für den Bau ihres Gotteshauses ein solches Maß an Mühen und Opfern aufgebracht wie Fernthal. Allen voran Küster Goswin Klein aus Grübelshof, dessen Namen untrennbar mit em Dreischläger Gotteshaus verbunden ist. Alle Einwohner waren zu Arbeitsleistungen aufgerufen und jeder rechnete es sich zur Ehre an, am Bau des Gotteshauses (um Gotteslohn) geholfen zu haben. lm Steinbruch wurden die Mauersteine gebrochen und herbei gefahren. Am Bau wurden Handlangerdienste geleistet. Aber auch finanzielle Hilfe war wegen großer Armut von Nöten.

Als Baumaterial verwendete man einen hellen heimischen Grauwacke-Bruchstein, den man im Steinbruch zwischen Funkenhausen und Breitscheid in der so genannten „Hardt“ und „lm Hainschhohn“ sowie hinter Hombach vor den Epgerter Fichten „lm Fahrhon“ gebrochen und in mühevoller Arbeit mit dem Ochsen- und Pferdegespann nach Fernthal gekarrt hatte. Da zur gleichen Zeit noch der Bahnbau der Strecke Linz-Altenkirchen im Gange war, musste man Sand, Zement und Kalk noch mit dem Fuhrwerk vom Bahnhof Seifen abholen. Der bei Neschen vorgefundene Sand war zu sehr mit Salpeter durchsetzt, so dass es zu Ausblühungen kommen würde und daher beim Bau nicht geeignet war. Die Arbeiten, zu denen Muskelkraft und viele zupackende Helfer gefragt waren, organisierte der Küster der Kirche, Goswin Klein, welcher auch die Arbeiten der Fuhrdienste einteilte. Besagte Fuhrdienste wurden mit Ochsen- und Pferdegespann in Hand- und Spanndiensten durchgeführt. Den Bauauftrag erteilte man dem Architekten Kötting aus Buer-Erle und die Ausführung nahmen laut Überlieferung Maurer Fischer aus Hombach und Josef Zimmermann aus Scharenberg vor. Eine Handwerkskunst die heute kaum noch ein Handwerker beherrscht und von vielen Fachleuten bewundert wird. Als der Rohbau mit Dach fertig gestellt war, waren besonders die Fuhrleute darüber glücklich und froh, da sie nun wieder mehr Zeit für ihre eigene Arbeit in der Landwirtschaft hatten.

Diese im Jahr 1911 gemachte Aufnahme zeigt links die baufällige alte Kapelle, während im Hintergrund der Kirchenneubau wächst und sich im Rohbau zeigt.

Am 30. April 1911 fand nachmittags um 1 Uhr die feierliche Grundsteinlegung durch Pfarrer Paul-Josef Scholten statt, bei welcher Gelegenheit die Gläubigen weitere 1.000 Mark spendeten. Das neue Gotteshaus wurde auf einem guten Fundament gebaut: auf dicken Steinquadern und auf Jesus Christus. Nach Beendigung der Bauarbeiten fand dann am 11. August 1912 die feierliche Benediktion bzw. Einsegnung des im neoromanischen Stil erbauten einschiffigen Langbaus statt, das innen mit der Apsis eine Länge von 30,30 m und eine Breite von 10,80 m misst. Wegen seiner Dimension wurde der fünfachsige Bruchsteinsaal nun nicht mehr als Kapelle, sondern als Kirche (Filialkirche) bezeichnet. Mit der Kirchweihe wurde das Gotteshaus in feierlicher Weise Gott übergeben und der Kirchenraum somit für uns Menschen heiliger Boden.

Am folgenden Tag feierte Kaplan Philipp Graef die erste hl. Messe im geweihten Gotteshaus. Nach und nach begann man auch die Inneneinrichtung zu komplettieren. Die Kirchbänke wurden beispielsweise in der Schreinerei Reuschenbach in Dasbach hergestellt. Zuvor mussten die für die Anfertigung der Bänke erforderlichen Bretter aber mit dem Ochsengespann am Bahnhof Seifen geholt werden. Für eine Fuhre wurde fast ein ganzer Tag benötigt. Außer den Bänken wurden auch die beiden Seitentüren der Kirche und die Fußböden in der Kirche von Wilhelm Reuschenbach angefertigt, während der erste Hochaltar, der Predigtstuhl mit Baldachin und der Beichtstuhl zur Abnahme der persönlichen Ohrenbeichte in Trier hergestellt wurde.

Neben Karl Knopp aus Borscheid (1870-1928) war Pater Peter (Reinhold) Etscheid (SSCC/Pater von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä/Arnsteiner Patres) aus Neschen (1907-1984) der zweite Geistliche, der aus der Fernthaler Filialgemeinde hervorging. Er wirkte von 1934 bis I 978 in Argentinien als Missionar. Seinen ersten Heimaturlaub verbrachte er 1949. Bei der Predigt in der vollbesetzten Fernthaler Kirche Iauschen auch clie auf den Altarstufen sitzenden Messdiener Johannes Pott, Scharenberg; Ludwig Spitz, Borscheid; Franz Klein, Neschen und Hubert Limbach aus Scharenberg andächtig seinen Worten.

Blick ins Kircheninnere bei einem Gottesdienst 1949 mit Pater Etscheid a]s Zelebrant und Peter Tendler als Kirchenschweizer. Der Kirchenschweizer war eine Person, die insbesondere während der Liturgie für die Einhaltung einer gesitteten Ordnung und Verhaltensweise zu sorgen hatte. Als „Uniform“ trug er einen purpurroten Mantel, einen in gleicher Farbe gehaltenen runden Faltenhut (ähnlich eines Dekan- oder Bundesrichterhutes) und weiße Handschuhe. In der Hand hielt er einen runden Holzstab mit einer messingfarbenen Metallverzierung an der Spitze. Längst ist der Kirchenschweizer als Würdenträger mit Polizeigewalt in der Kirche nicht mehr zeitgemäß. Meist nur noch in Domen sind sie anzutreffen.

Ob auch die alte Glocke zu Rüstungszwecken im Ersten Weltkrieg abgeliefert wurde, ist nicht bekannt, dürfte aber der Fall gewesen sein, denn am 5. März 1922 nachmittags um 4 Uhr fand die Weihe einer neuen Stahlglocke mit der Aufschrift JOSEPH statt. (Die Weihe von zwei neuen Stahlglocken vom Bochumer Verein als Ersatz für die im Ersten Weltkrieg abgelieferten Bronzeglocken in der Pfarrkirche zu Neustadt fand ein Jahr später, am 23. Dezember 1923 statt). lm Zweiten Weltkrieg wurden jedenfalls die Fernthaler Glocken zu Rüstungszwecken eingezogen und sprichwörtlich zu Kanonenfutter umgewidmet. Schon 1940 hatte Hermann Göring angeordnet, die Kirchenglocken „Unverzüglich der deutschen Rüstungsreserve dienstbar zu machen“. Eine Fernthaler Glocke überlebte aber den Rüstungswahn unbeschadet. „Glockenfriedhof“ wurde der Sammelplatz in Hamburg genannt, auf dem 1947 auch die Glocke aus Fernthal identifiziert wurde und heimkehren konnte.

Stets war man bemüht, eine zweite Glocke für die Kirche in Fernthal anzuschaffen. Aber im Vordergrund stand zunächst die Renovierung des Gotteshauses. Endlich im Jahre 1992 erhielt die Kirche eine zweite Glocke aus Bronze von der Eifeler Glockengießerei Mark in Brockscheid. Sie hat den Ton „g“ einen Durchmesser von 570 mm, ein Gewicht von 135 kg und trägt die Aufschrift AVE MARIA und als Medaillon das Bildnis der Schönstädter Madonna. Für diese Glocke inklusive Holzjoch und Montage musste der Kapellenerhaltungsverein 11.237 DM zahlen. Sie wurde am 2. August 1992 von Dechant Gerhard Krah gesegnet (Glockenweihe).

Seit dem rufen wieder zwei Glocken zum Gottesdienst, die heute noch von Hand geläutet werden. In früheren Zeiten gab das Glockengeläut von der „Dreischläger Höhe“ vielen Menschen den Lebenstakt an. Hier stand man auf, wenn es morgens um 6 Uhr läutete. AIs die Mittagsstunde schlug, kam das Essen auf den Tisch und mit dem Geläut um 18 Uhr kehrten die Kinder vom Spielen zurück.

Lange Jahre diente zur Unterstützung des Kirchengesanges ein Harmonium oder eine alte gebrauchte Orgel aus Kurtscheid, doch dann erhielten die Fernthaler durch Auflösung der ehemaligen „Töchterschule“ der Franziskanerinnen in Linz durch die Nazis (später bischöfliches Konvikt, heute Senioren-Residenz St. Antonius) eine Orgel, die am Fest Christi Himmelfahrt, 26. Mai, 1938, im Rahmen einer Festandacht neu eingesegnet wurde. Mit einem Angebot an den Krankenhausverwalter Dr. Ritter war sie für 1.800 Reichsmark erworben worden. Doch an ihr sollten die Dreischläger nicht lange Freude haben, denn wie Lehrer H. Gördes in der Fernthaler Schulchronik vermerkte, wurde im Artilleriebeschuss 1945 „auch unsere Kirche durch 3 Granateinschläge stark beschädigt und die neue Orgel ganz vernichtet. Fenster gingen zu Bruch, und auch das Dach wurde arg in Mitleidenschaft gezogen.“

In den ersten Nachkriegsjahren versuchte man die Kriegsspuren bzw. Kriegsschäden am Baukörper zu beheben und das Gotteshaus nach und nach wieder herzustellen, wozu sich eine Reihe von Gemeindemitgliedern mit einem privaten Scherflein an den Sanierungskosten beteiligten. Zur Kirmes 1952 war es dann so weit. Hierzu ist in der Schulchronik zu lesen: „Nachdem das Dach unserer Kapelle gründlich repariert wurde, das große Rundfenster über dem Portal große Neuteile erhielt, im Chor neue moderne Buntfenster, die von dem Waldbreitbacher Architekten für kirchliche Kunst Helmut Rams entworfen worden waren, eingesetzt und um die Kirche herum Ziersträucher gepflanzt wurden, geschah zur diesjährigen Kirmes die wohl wichtigste Änderung: der kastenförmige Holz-Aufbau des Hochaltares wurde abgenommen und durch ein großes schlichtes Eichenkreuz ersetzt. Auf dieses kam ein alter Corpus Christi. Auch die Innenausstattung von Kirchen unterlag dem Zeitgeschmack.

Blick ins Innere der Kirche 1954

Eine Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges wurde angefertigt und im Inneren der Kirche angebracht.

Zwei Jahre später, am Kirmessonntag, 15. August 1954, konnte man sich dann auch wieder einer neuen zweimanualigen Orgel erfreuen.

Auf diesem Bild von 1954 – die imposanten Orgelpfeifen

Die 12-Register-Orgel war von der Firma Ernst Seifert in Bergisch Gladbach hergestellt worden und wurde vor dem Hochamt von Pastor Alfons Drauden eingeweiht, bevor sie Josef Hoppen jubelnd ertönen ließ. Dank der großen Opferfreudigkeit der Bevölkerung konnte die „Königin der Instrumente“ gleich zur Hälfte bezahlt werden. Der Rest wurde durch den monatlichen Opfergang ermöglicht. Die damals von Kaplan Josef Schillo angestrebte Kapellenrenovierung konnte erst von seinem Amtsnachfolger Kaplan Clemens Hans verwirklicht werden. Am 23. Februar 1958 fand nachmittags im Rahmen einer Andacht die Segnung eines neuen Kreuzweges statt.

In der Folge des II. Vatikanischen Konzils (11.10.1962-08.12.1965) kam es insbesondere durch die Liturgiekonstitution zu einer weiteren so genannten Liturgiereform mit stilvoller Neugestaltung des Gotteshauses, an der sich 1974 freiwillige Handwerker, vorwiegend aus Neschen und Fernthal, beteiligten.

Der nach dem Konzil neu gestaltete Altarraum 1974. Ab 1990 dient der Altartisch, der aus der ehemaligen Kommunionbank von heimischen Handwerkern gestaltet wurde als Seitenaltar.

Unter anderem wurde die frühere Kommunionbank, an der man niederkniete, um die Mundkommunion zu empfangen, entfernt und aus ihr ein der neuen Liturgie entsprechender Zelebrationsaltar geschaffen, der eine Blickrichtung des Pfarrers hin zur Gemeinde erlaubte. (Er dient heute als rechter Seitenaltar an der „Strahlenmadonna“). Die Umrahmung des im Halbrund des Chorraumes stehenden Altares wurde durch sieben schmiedeeiserne Leuchter bereichert, welche ebenfalls von einheimischen Handwerkern geschaffen wurden. Das damals über dem Altar angebrachte eindrucksvolle Emaillekreuz des Kölner Künstlers Egino Weinert befindet sich heute in der Friedhofskapelle auf dem 1928 angelegten Friedhof. Zudem wurde im Rahmen dieser Maßnahme die 1952 eingebaute Koksheizung durch eine Ölheizung ersetzt und 1971 eine Lautsprecheranlage installiert.

Ein völlig neues Ensemble, bestehend aus Opferaltar, Sakramentsaltar mit integriertem Tabernakel, Ambo, drei Sedilien und einem 4-armigen Kerzenhalter aus Bronze erhielt der Altarraum 1990. Durch Vermittlung der Waldbreitbacher Franziskanerinnen konnten diese sakralen Gegenstände infolge der völligen Neugestaltung ihres Marienkrankenhauses und der Krankenhauskapelle in St. Wendel (Saar) beschafft werden. Sie wurden seinerzeit von dem Waldbreitbacher Künstler Helmut Rams (1924–1975) geschaffen. Der Kaufpreis betrug 50.000 DM und konnte vom Kapellenerhaltungsverein in jährlichen Raten von je 5.000 DM in 10 Jahren bezahlt werden. Der Abschluss der Renovierungsarbeiten im Kircheninnern, die insgesamt zirka 250.000 DM gekostet hatten und zu 70 Prozent vom Bistum Trier übernommen wurden, konnte mit einem Kapellenfest gefeiert werden. In Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde baute damals der Kapellenbauverein auch eine neue Friedhofskapelle auf dem 1928 eingerichteten Friedhof.

Eine ganze Reihe von Erneuerungen erfolgte im Sommer 2002. So wurde das Kirchendach saniert, die Fenster in der Sakristei erneuert, eine Schließanlage für das Gotteshaus angefertigt, verschiedene Geländer als Sicherheitsmaßname angebracht, eine Auffahrt für Behinderte und ältere Kirchenbesucher geschaffen und die Kirche mit einer neuen Pflasterung umgeben. Alle Ausgaben für diese Gewerke beliefen sich auf ca. 27.300 €. Neben dem Zuschuss vom Bistum in Höhe von 5.200 € verblieb für den Kapellenerhaltungsverein ein Restbetrag von 22.100 €. Die fehlenden Gelder versuchte man u. a. durch ein Einweihungsfest, an dem sich alle Ortsvereine beteiligten, am 29. September 2002 zusammenzutragen.

Blick in die Fernthaler Kirche 2012

Neben der allgemeinen sakralen Ausstattung beherbergt die Fernthaler Kirche auch einzelne künstlerisch wertvolle Arbeiten. Als wohl wertvollstes Stück ist ein über dem linken Seitenaltar (Westseite) befindliche Pieta anzusehen.

Die barocke Mater Dolorosa, die schmerzhafte Gottesmutter, mit dem vom Kreuz genommenen Jesus, zeigt den auf dem linken Knie liegenden Christus mit nach vorn gedrehtem Oberkörper. Sein heruntergebrochener Kopf wird von der linken Hand der Mutter gestützt. Das Gesicht ist voller Qual, der Mund geöffnet. Maria blickt ins Weite. Ursprünglich dürfte diese Figur ein Relikt aus dem frühen 14. Jahrhundert sein, die aber wegen der Grausamkeit im 17. Jahrhundert ihre heutige gemilderte Fassung erhielt und bei der Kirchenrenovierung in den 1950erJahren im Atelier für kirchliche Kunst von Helmut Rams in Waldbreitbach neu aufgearbeitet wurde, ohne sie jedoch künstlerisch zu verändern. Auf der gegenüberliegenden Seite (Ostwand des Schiffes) schmückt eine mit einem Strahlenkranz umgebene gotische  Madonna mit dem Kind aus der Mitte des 15. Jahrhunderts den Kirchenraum. Die ebenfalls aus Holz gearbeitete Marienfigur mit dem Kind auf dem Arm ist etwa 80 cm hoch, die Fassung neu und goldfarben, wurde der Überlieferung nach vom Erlös des 1926 aufgeführten Heimatspiels „Am Bildstock von Dreischläg“ von Lehrer Joseph Rauth beschafft. Neben dem Beichtstuhl steht die Figur des hl. Johannes von Nepomuk, der ein Kreuz betrachtet. Mit seiner Rechten umfasst er einen Palmzweig. Die Arbeit stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und ist 93 cm hoch.

Weiter befindet sich auf dieser Seite eine kleine Herz-Jesu-Figur aus Gips aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie wurde von einer Einwohnerin aus Ehrenberg gestiftet.
Des Weiteren befindet sich auf dieser Kirchenseite ein Missionskreuz.

Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Skulptur des hl. Apostels Judas Thaddäus, dem Helfer in schwerem Anliegen und aussichtslosen Situationen, aus dem 18. Jahrhundert aufgestellt. Die Figur zeigt den Apostel mit einem Christusbild in der Hand. Darüber hinaus befindet sich auf dieser Seite noch eine weitere 72 cm hohe Herz-Jesu Figur aus Gips, die 2011 von einer Fernthaler Familie gestiftet wurde, sowie neben dem seitlichen Eingang der Kirche eine hölzerne Figur des hl. Josef und unter der Empore die Gedenktafel aller Gefallenen und Vermissten des letzten Weltkrieges.

Matthias Reufels berichtet in seinem Heimatbuch ,,Neustadt“ (1908) von einem Ölgemälde in der alten Dreischläger Kapelle, welches Jesus mit der hl. Veronika darstellte und aus der Hauskapelle des ehemaligen Hofes Düsternau an der Wied stammen soll. Leider ist über den Verbleib des Bildes nichts mehr bekannt.

Das Gotteshaus blieb auch nicht von Vandalismus und Einbruch verschont. Dass Einbrechern in den Kirchen nichts heilig ist, zeigte sich in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1954, als in die Fernthaler Kirche eingebrochen wurde, bei dem die oder der Täter den Tabernakel raubten und samt Inhalt mitnahmen. ,,Der Schaden ist gering im Vergleich zu den konsekrierten Hostien“, ist der Kommentar hierzu in der Schulchronik. Am 27. Juni 1954 fand wegen des Tabernakel-Diebstahls eine Sühneandacht statt. Aus der Trierer Kunstwerkstatt Louis Kiffer wurde noch im gleichen Jahr ein neuer Tabernakel beschafft. Erneut statteten Einbrecher im August 1972 der Filialkirche Fernthal einen nächtlichen Besuch ab. Außer im Gotteshaus wurde in der Sakristei ein großes Durcheinander angerichtet und dort versucht, den Panzerschrank zu öffnen, was jedoch misslang.

Ein in Silber gearbeiteter und vergoldeter neugotischer Kelch, im Jahre 1912 von der Firma Lürenbaum in Trier hergestellt, wurde 2009 in der Kunstwerkstätte der Schönstätter Marienbrüder restauriert.


Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete man auf dem Kapellenvorplatz zur Erinnerung an die Gefallenen der Filialgemeinde ein Kriegerdenkmal, das am 10. September 1921 eingeweiht wurde.

Einweihung des Denkmals vor der Kirche am 10. September 1921

Da dieses Ehrenmal 1974 der Straßenerweiterung einschließlich Parkplatz weichen musste, weihte Kaplan Josef Sonntag am 7. Juni 1975 eine neue Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege ein.

Denkmal alt und neu

Das erste Ehrenmal wurde damals in den zwanziger Jahren von der Freiwilligen Feuerwehr Fernthal errichtet; so beteiligte sich die Wehr auch diesmal wieder an der Aufstellung des von einem Neustädter Steinmetzmeister geschaffenen Gedenksteins. Rechtzeitig zur Kirmes 2003 erhielt die Filialkirche St. Mariä Himmelfahrt Fernthal neue Fahnen in den Farben des Vatikans, gelb-weiß, und mit einer Abbildung der Kirche.

Die von Fritz Neumann gestiftete Beflaggung wurde unter reger Anteilnahme nach der Kirmesmesse von Pfarrer Franz A. Düren und Pfarrer i. R. Horst Lamertz gesegnet.

Die Fernthaler Kirche ist für das Kirchspiel Neustadt/Wied seit 1630 auch Ausgangspunkt der alljährlichen Fußwallfahrt zur nahe gelegenen Wallfahrtskapelle „Zu den sieben Scherzen Mariens“ in Verscheid (meist am Schmerzensfreitag, dem Freitag vor Palmsonntag oder am vierten Freitag nach Ostern) und seit 1830 zur Wallfahrtskapelle Maria Hilf in Koblenz.

Liebevoll gepflegt, thront die Filialkirche St. Mariä Himmelfahrt auf der „Dreischläger Höhe“, 331 Meter über dem Meeresspiegel unweit der viel befahrenen Nord-Süd-Verbindung, der Bundsautobahn Köln-Frankfurt. Hier wurde über Generationen und wird bis heute Glauben gelebt und gefeiert. Viele engagierte Menschen haben im Laufe der Zeit dazu beigetragen, dass man sich in St. Mariä Himmelfahrt wohlfühlen kann, eine geistige Heimat und ein religiöser Mittelpunkt hat.


Der Beitrag wurde verfasst von Hans Lahr 2012 im Auftrage des Kapellenerhaltungsvereins anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Fernthaler Kirche. (Für diese Homepage leicht verändert / ergänzt.)

Quellenangabe:

Verkändigungsbücher der Pfarrei Neustadt/Wied

Protokollbücher des Kirchenvorstandes Neustadt

Schulchronik der Volksschule Fernthal

Rauth Josef:
Die Kapellengemeinde Fernthal In: 700 Jahre Neustadt/Wied 1929

Neu, Heinrich und Wiegert, Hans
Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied 1940, S. 150

Birnbach, Wilfried:
Filialkirche Fernthal In: Neustadt (Wied) – Heimat im Wandel der Jahrhunderte, 1985

Schabow, Cäcilia, geb. Wiemar:
Aufgeschriebene Erinnerungen von ihrer Mutter Margareta Wiemar und den Großeltern Karl und Anna-Maria Reuschenbach über den Kabellenbau 1911/12

Schmitz, N. Adalbert:
Vor 50 Jahren wurde das Bischhöfliche Konvikt in Linz eröffnet (RZ-Bericht im Oktober 1995

Mitteilungen aus der Glockengießerei Mark in Brockschied/Eifel und dem Zentralen Ordensarchiv der Waldbreitbacher Franziskanerinnen

Historische Fotos von Hans-Dieter Schmitz, Dieter Eulenbach und Alfons Müller, die übrigen Fotos und Repros: Hans Lahr