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Der Küsterdienst in Fernthal

Gewissenhaftigkeit und Beständigkeit sind wesentliche Eigenschaften, die ein Küster zur Ausübung seines Amtes mitbringen sollte. Dass dies für die Fernthaler Küster ganz besonders zutrifft, zeigt die Tatsache, dass es seit der Einsegnung der neuen Kirche in Fernthal im Jahre 1912 lediglich vier Personen gab, die dieses Amt inne hatten.
Neben der allseits bekannten Aufgabe, den Gottesdienst vorzubereiten, gab und gibt es noch heute eine Vielzahl von Tätigkeiten.
Natürlich gehört auch das Läuten der Glocken zu den Aufgaben des Küsters, denn Fernthal zählt zu den wenigen Orten, wo die alte Tradition des Glockenläutens (lange Zeit von Hand) bis heute erhalten blieb.
Früher hatte das Geläut der Fernthaler Kirchenglocken vielfältige Zwecke. Dreimal am Tag stieg der Küster auf die Empore, um sich ans lange Glockenseil zu hängen, womit er mit teilweise akrobatischem Auf- und Abspringen die Glocken ins Schwingen brachte. Die Glocken riefen die Bewohner des Ortes nicht nur zur heiligen Messe, sie kündeten auch vom nahenden Feind oder Unwetter, alarmierten die Feuerwehr zum Einsatz und gaben dreimal am Tag weithin hörbar die Tageszeit an. Für die Fernthaler war das Mittagsläuten ein wichtiges Signal. Sobald die 12-Uhr-Glocke erklang, machte man sich mit dem Pferde- oder Ochsengespann auf den Weg nach Hause, um sich und den Tieren etwas zu Essen und Ruhe zu gönnen. Für die Hausfrauen war auch später noch klar, „um 12.00 Uhr ist gekocht“, denn dann ist durch das Signal von der Fernthaler Kirche gewährleistet, dass alle (insbesondere die Kinder) pünktlich zum Essen da sind. Heute werden die Glocken elektronisch angesteuert, um zu festen Tageszeiten (um 12.00 Uhr und um 18.00 Uhr) zu läuten. Zum Geläut während der hl. Messe oder den gemeinsamen Gang zum Friedhof, wird die Steuerung manuell vom Küster über das Steuergerät in der Sakristei betätigt.

Die Fernthaler Küster seit 1912

Goswin Klein von Grübelshof versah schon in der alten Kapelle in „Dreischläg“ den ehrenvollen Küsterdienst in Fernthal.

Er organisierte die Arbeiten beim Bau der neuen Kirche und blieb danach Küster in Fernthal. Am 19. März 1935 feierten die Dreischläger in großem, festlichen Rahmen sein 25-jähriges Berufsjubiläum. Der Jubilar wurde am 19. März 1858 in Fernthal geboren. 1894 vermählte er sich mit Elisabeth Nagel aus Niederetscheid. Von den acht Kindern sind zwei verstorben. Mit 89 Jahren verstarb Goswin KIein am 19. Februar 1947.

1936 übernahm Johann Reuter aus Funkenhausen das Amt des Küsters.

Dieser wirkte auch als Organist und Leiter des Fernthaler Kirchenchores. Johann Reuter kehrte nicht mehr aus dem Zweiten Weltkrieg zurück.

Sein Nachfolger wurde Rudi Rüth aus Fernthal.

Erstmals diente er 1940 als Messdiener am Altar und fand Gefallen an der ehrenvollen Aufgabe. So war er seit 1945, 68 Jahre Iang (!), ehrenamtlicher Sakristan in der Fernthaler Kirche. Wenn er früher seiner beruflichen Tätigkeit als Schmied und danach als Betriebsleiter der Firma DEUTAC nachgehen musste, wurde er von seiner Ehefrau Luzi, seiner Mutter Elisabeth, genannt ,,et Rüth’s Lisje„, oder anderen Familienangehörigen vertreten. So war der Küsterdienst quasi ein Familienbetrieb. Rudi Rüths Aufgabe bestand früher auch darin, in den kalten Monaten der Nachkriegsjahre die Koksheizung nicht nur ,,anzuwerfen„, sondern auch in Gang zu halten, damit die Kirchenbesucher nicht frieren mussten. Heute erledigt das natürlich eine moderne automatische Gasheizung. Zu seinen Aufgaben zählte auch das Anlernen der Messdiener, die in Rudi Rüth einen gutmütigen, gelegentlich aber auch strengen ,,Lehrherrn“ sahen.

Am 01.08.2013 wurde Mechthild Reuschenbach, geb. Retz aus Strauscheid Küsterin in Fernthal, nachdem sie in dieser Funktion bereits über 15 Jahre in Strauscheid und Rahms tätig war.

Mechthild ist verheiratet mit Ludwig Reuschenbach aus Hombachsmühle. Aus dieser Ehe gingen 4 Kinder hervor.
Die Handschrift der neuen Küsterin war schnell zu erkennen, denn Mechthild Reuschenbach vermochte es wie niemand zuvor, die Kirche zu schmücken. Mal edel und festlich, mal natürlich und schlicht aber immer liebevoll und dem kirchlichen Anlass angepaßt, gestaltet die Küsterin den Innenraum der Fernthaler Kirche zur Entzückung und Bewunderung der Geistlichen und Kirchenbesucher.


Der Küsterdienst hat sich im Vergleich zu vergangenen Zeiten zwar verändert, verschiedene Aufgaben wie das Läuten der Glocken oder Heizen der Kirche wurden durch den Einsatz moderner Technik erleichtert, dafür übernimmt die Küsterin heute Aufgaben der oftmals fehlenden Meßdiener während der hl. Messe. Wie eh und je bleiben jedoch hohes Engagement, Zuverlässigkeit, Gewissenhaftigkeit und Beständigkeit die wichtigsten Eigenschaften der Amtsinhaber(innen).

Für alle vier Küster in der Fernthaler Kirchengeschichte gilt:

Die Dreischläger haben riesiges Glück gehabt!