Ein Bericht von Kerstin Maximini:
In diesem Jahr hat der Vorstand des Scharenberger Dorfvereins eine alte Tradition wieder aufleben lassen: Einen gemeinsamen Scharenberger Wandertag. Seit einigen Jahren hatte keiner mehr stattgefunden – Zeit für eine Neuauflage. In der Planungsphase herrschte große Ungewissheit, ob die Ankündigung eines Wandertags überhaupt auf Interesse stoßen würde. Doch diese Sorge war völlig unbegründet: wie üblich ist man in Scharenberg dabei – 51 Anmeldungen im Alter von 6 bis 87 Jahren!
An einem bewölkten Vormittag findet sich somit das halbe Dorf um 11 Uhr bei leichtem Nieselregen auf dem Dorfplatz ein.

Alle sind bestens gelaunt – es gibt schließlich kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung und Ausrüstung. Jetzt wird auch die genaue Streckenführung bekannt gegeben: Die gesamte Stecke ist als 12 km langer Rundkurs konzipiert, der über Neschen, Breitscheid, Roßbacher Häubchen und Neschermühle zurück nach Scharenberg führt. Geplant sind Zwischenrasten in Breitscheid, am Roßbacher Häubchen und an der Neschermühle, an denen man auch ein- oder aussteigen kann. Jedes der 13 Kinder erhält hier noch ein kleines Säckchen und eine „Bingo“-Starterkarte: Im Wald gibt es schließlich viel zu entdecken: Klee, Pilze, Ameisen, Blumen, Spinnennetze… ob es wohl einem Kind gelingen würde, alle 24 Kästchen abzustreichen?
Die Gruppe setzt sich um 11:10 Uhr in Bewegung in Richtung Neschen.

Schön, so viele Scharenberger zu Fuß zu sehen. Nach etwa 1,5 km bietet sich westlich von Neschen ein toller Blick auf Scharenberg. Viele haben ihren Ort von dieser Perspektive noch nie oder zumindest schon lange nicht mehr gesehen – für andere liegt dieser Punkt auf der üblichen Wander-Runde.

Entdeckungen und neue Einsichten werden geteilt, bevor man sich wieder in Bewegung setzt.
Südlich von Neschen passiert die Gruppe die Pferdekoppeln und wagt den ersten steilen Abstieg des Tages in Richtung Masbachtal. Der Wettergott ist so beeindruckt von den aktiven Scharenbergern, dass er den Regen stoppt und so die Schirme weggepackt werden können; diese haben ihren Dienst erwiesen.

Dafür macht aber das erste Material schlapp: die Wanderschuhe sind dem Elan ihres Trägers nicht mehr gewachsen. Aber bis zur ersten Zwischenstation muss es noch gehen – dort wartet bereits das schnell organisierte Ersatzpaar. 😉
Es folgt der erste steile Anstieg über den Wanderweg R2 in Richtung Breitscheid. Auf etwa 1,5 km sind hier 90 Höhenmeter zu bewältigen – die erste Bergwertung des Tages.

Die Gruppe zieht sich etwas auseinander und jeder geht sein Tempo. Aber die erste Zwischenrast ruft und alle freuen sich, als sie den Materialwagen entdecken:

Rainer hat eine Getränkeauswahl, belegte Brötchen und zwei Biertischgarnituren am Brunnen von Breitscheid aufgebaut und alle stürzen sich auf die Stärkung.

Aus einem der Rucksäcke taucht auch selbstgemachter Eierlikör auf – fast alle helfen mit, dass der Rucksack bei der nächsten Etappe leichter wird 🙂 Ein großes Dankeschön an den Dorfverein Breitscheid, dass ihr toller Platz am Brunnen für die Zwischenrast genutzt werden durfte.

Gut gestärkt geht es weiter in eine Flachetappe: Sie nimmt nicht den direkten Weg zum Roßbacher Häubchen, sondern folgt der „Kleiner Wäller – Häubchen Tour“. Dieser kleine Wanderweg führt über Felder, bietet einen tollen Blick auf Fernthal und Funkenhausen.

Er hält eine herbstliche Besonderheit bereit: Hier gibt es regelrechte „Pilzkolonien“. So viele Pilze in freier Wildbahn haben viele noch nie gesehen und es werden unzählige Handy-Fotos gemacht.

Das Roßbacher Häubchen erreicht die Gruppe gegen 13:15 Uhr. Nach rund sieben gewanderten Kilometern ist nun die perfekte Zeit für eine ausgedehnte Mittagsrast. Der Materialwagen erwartet die Gruppe am Fuß des Basalt-Kegels und die Sitzbänke werden belagert.

Einige freuen sich, einfach nur sitzen und sich stärken zu können. Andere lassen ihren Blick zur Aussichtsplattform schweifen… „Von da hat man bestimmt eine tolle Aussicht“, „Da würde ich ja gerne mal hoch“ oder „Da war ich vor vielleicht 40 Jahren mal gewesen“ wurden gemurmelt. Auch darauf ist die Wanderleitung vorbereitet: Rainer hat für den Notfall ein kurzes Seil dabei und führt zusammen mit Mario einen Teil der Gruppe sicher hinauf und wieder hinunter.

Gegen 14 Uhr geht es gemeinsam weiter. Es folgt nun der zweite Abstieg des Tages, der zwar etwas länger, aber dafür nicht ganz so steil wie der erste ist. Er führt über den Rundwanderweg Roßbach 3 (R3) durch den Wald wieder hinab ins Masbachtal.

Viele kennen den Weg noch von früher, sind ihn aber viele Jahre nicht mehr gegangen. Vom Befall der Fichten durch den Borkenkäfer hat man in den vergangenen Jahren zwar gehört, beim Anblick der teils kahlen Hänge und von Parzellen voller toter Fichten wird das Ausmaß vielen aber erst jetzt wirklich bewusst. Der Wald leidet und wird noch einige Jahre brauchen, bis er sich erholt haben wird. Der Masbach wird unterhalb der Neschermühle gequert und über die geteerte Straße geht es nun wieder bergauf. Die Neschermühle kommt in Sicht und wird gegen 15 Uhr erreicht.

Mit der Neschermühle verbinden viele Teilnehmer positive Erinnerungen: Viele tolle Stunden wurden hier früher bei Frühschoppen oder am Abend verbracht. Erst jetzt fällt vielen auf, dass sie hier genau vor einem Jahr bei der „Vor-Tour der Hoffnung“ gesessen und ebenfalls einen wundervollen Tag verbracht haben. Mit der heutigen Zwischenrast kommt eine weitere positive Erinnerung hinzu.

Es stoßen auch einige wieder dazu, die nicht die ganze Strecke mitlaufen konnten. Somit steht auch ein „Shuttle-Service“ bereit für diejenigen, die nach den rund elf bereits absolvierten Kilometern den Berg nicht mehr hochlaufen möchten. Einen Dank an Ute, dass wir hier unsere Rast einlegen dürfen. Ute lässt sich die Gelegenheit natürlich nicht nehmen und hat für die Gruppe eine kleine Überraschung parat: Ein großes Blech selbst gebackenen Kuchen. Bis auf den letzten Krümel wird alles aufgegessen. Vielen Dank 🙂
Die letzte Bergetappe führt auf dem Bertenauer Weg (N1) westlich an Scharenberg vorbei und biegt dann rechts in Richtung Scharenberg ab.

Alle erreichen nach einer tollen Wanderung gegen 16 Uhr wieder den Dorfplatz. Hier folgt die Siegerehrung der Kinder, die unterwegs ganz viele Dinge von ihren Bingo-Karten entdeckt haben.

Jetzt setzt auch wieder Regen ein – aber jetzt ist es auch egal. Die zünftige Mahlzeit zur Schlussrast – Döppekoche, Kartoffel-Karotten-Suppe und Würstchen – wird einfach in der Dorfhütte verspeist.

Heute sind erstaunliche Leistungen erbracht worden:

Die mit 6 Jahren jüngsten Teilnehmerinnen Lina und Nele haben die gesamten 12 km und den zusätzlichen Abstecher auf das Roßbacher Häubchen ohne zu quengeln bewältigt. Und die älteste Teilnehmerin Johanna ist mit ihren 87 Jahren bis zur Neschermühle mitgelaufen. Sie hat alle schwer beeindruckt und jeder Teilnehmer hofft, in dem Alter noch so fit zu sein.
Auch wenn es anstrengend war und viele vorher Zweifel hatten: Gemeinsam in der Gruppe sind heute alle über sich hinausgewachsen und haben tolle Leistungen erbracht, die zu Recht stolz machen dürfen.
Wir freuen uns, dass die Neuauflage des Wandertags so gut angekommen ist und haben schon einige Ideen für die nächsten Jahre.
Der Vorstand des Scharenberger Dorfvereins

